#Lauschgift 2.0 -Lesung Online
„Lass mich die Nacht überleben!“
Mein Leben als Journalist und Junkie

„Als ich die Augen öffnete, erlitt ich den schlimmsten Schock meines bisherigen Lebens. Ich sah mich um. Sah die blaue Metalltür, eine fleckige Kloschüssel aus Edelstahl, ohne Brille, darüber ein Waschbecken mit einem Stück Kernseife und einem Handtuch, einen Tisch und einen Hocker, im Boden vernietet. Über mir ein Fenster, mit Glasbausteinen vermauert. Rechts und links die Zellenwände. Mit einem Schlag waren der Schlaf und die letzten Drogenreste aus meinem Kopf verschwunden. Die Erinnerung an die vergangene Nacht überfiel mich, zum ersten Mal ungefiltert. »Ach du Scheiße«, dachte ich nur. »Oh verdammte Scheiße.« Bisher war die Gefahr, verhaftet zu werden, für uns nicht viel mehr gewesen als ein zusätzlicher Reiz. Verbrechen und Drogen waren mir einfach nur als ein wilder Spaß erschienen. Ich wollte mit den Drogen der Enge eines bürgerlichen Lebens in der Kleinstadt entfliehen, und nun saß ich in einer Zelle im Amsterdamer Polizeipräsidium. Ich war 19 Jahre alt, in drei Tagen sollte meine mündliche Abiturprüfung stattfinden. Doch in diesem Moment schien mir ein Leben, in dem so etwas wie ein Schulabschluss existierte, in unerreichbare Ferne gerückt. “
(Jörg Böckem, Lass mich die Nacht überleben, München: DVA 2004)

„Drogen sind schlecht, irgendwie böse, sie verderben einen Menschen; wer sich auf Drogen einlässt, ruiniert über kurz oder lang sein Leben. Dieses Bild ist falsch. Aber es ist nicht ganz falsch, denn Stoffe, die die Wahrnehmung und das Erleben verändern, können angenehme, aber eben auch katastrophale Erfahrungen auslösen. Drogen können unsere Perspektive verändern, unser Denken, Fühlen und Handeln – zum Guten und zum Schlechten. Wer nicht abstürzen will, muss allerdings die Anforderungen, die Rausch und Drogen wie Alkohol oder Cannabis an uns stellen, verstehen und bewältigen – das ist keine leichte Aufgabe.“
(Jörg Böckem, Henrik Jungaberle, High sein, Kein & Aber/Rogner & Bernhard 2015)

Lauschgift ist unser Titel für eine seit 2017 existierende Zusammenarbeit mit Jörg Böckem. Kern des Projektes ist eine Live-Lesung von Jörg Böckem mit anschließender Möglichkeit Fragen zu stellen und zu diskutieren. Jörg Böckem ist Journalist und Autor und hat in den vergangenen Jahren fünf Bücher zum Themenbereich Drogen, Rausch, Sucht und Prävention geschrieben.
Das erste war seine Autobiografie „Lass mich die Nacht überleben – Mein Leben als Journalist und Junkie“, das aktuelle erschien 2015, wurde mittlerweile neu aufgelegt und heißt „High sein – Ein Aufklärungsbuch“.
In den Lesungen und Vorträgen berichtet er von seinen Erfahrungen mit Rausch, Sucht und Therapie, vor allem der anschließende Dialog mit dem Publikum hat einen hohen Stellenwert für ihn.

In den letzten Jahren fand diese Veranstaltung regelmäßig in verschiedenen Schulen (Oberstufe) statt. Zu unserem Bedauern ruhte das Projekt pandemiebedingt in den letzten Monaten. Das wollten wir ändern und mit finanzieller Unterstützung durch die „JaBe-Stiftung für Kinder und Jugendliche“ in Köln entstanden mehrere tolle Lesungs-Filme die in Kombination mit einer Live-Schaltung und Dialog mit Jörg Böckem & der Fachstelle das digitale Angebot ergeben.

Am 27.5.2021 fand Lauschgift 2.0 online statt. 64 Teilnehmer:innen waren online, vielen Dank für ihr Interesse, die vielen Fragen und das positive Feedback. Wir freuen uns, mit dieser Online-Version unser suchtpräventives Angebot erweitern und auch in diesen Zeiten mit größeren Gruppen präventiv arbeiten zu können.

Sollten sie Interesse an oder Fragen zu dieser Veranstaltung haben, wenden sie sich per mail an:

tabea.luetters@skm-koeln.de
markus.theis@skm-koeln.de